VII. Studentischer Hausmusikabend
13. Februar 2003, 18 Uhr,
Reutersaal
Texte
Der Grundkurs Chorsingen bringt am heutigen
Abend drei dreistimmige Sätze zu Gehör, die die Arbeit dieses Semesters
repräsentieren.
Beim ersten Stück, Der Mond ist aufgegangen, handelt es sich um eines der bekanntesten
deutschen Lieder. Johann Abraham Peter Schulz (1747-1800), unter anderem in
Rheinsberg und Kopenhagen als Hofkapellmeister tätig, war einer der ersten
bedeutenden Liederkomponisten. Die Melodie (1790) zum Gedicht von
Matthias Claudius (1778), seinem wohl bekanntesten Werk, findet sich in der dreibändigen
Sammlung Lieder im Volkston. Heute
erklingt sie in einem Satz von Carsten Gerlitz.
Als zweites ein Stück aus dem 16. Jahrhundert. L’Umorista ist ein Satz von Giovanni
Gastoldi. Gastoldi (ca. 1550-1622), der die meiste Zeit seines Lebens in Mantua
wirkte, gilt als der Schöpfer des vokalen Balletts. L’Umorista ist Teil einer Sammlung von Balletti a tre voci aus dem Jahre 1594. Alle Balletti sind einfache, strophisch angelegte Sätze mit zwei bis
drei zu wiederholenden Abschnitten. Sie zeichnen sich durch homophone Stimmführung
und rhythmische Prägnanz aus. Vielfach liegen ihnen Muster zeitgenössischer
Tänze zugrunde. Die Balletti
erlangten große Popularität und weite Verbreitung. Komponisten wie Adriano
Banchieri, Orazio Vecchi oder Thomas Morley orientierten sich in ihren Werken
an Gastoldi.
Mit unserem dritten Satz begeben wir uns in den
Bereich der Popmusik. Ebenfalls Carsten Gerlitz arrangierte mit The Longest Time (aus dem Album An Innocent Man von 1983) einen der
großen Erfolge von Billy Joel für dreistimmigen Chor.
Alban Berg (1885-1935)
Zeitgenosse von Arnold Schönberg. Die Nachtigall
gehört zu den sieben frühen Liedern die
zwischen 1905 und 1908 komponiert und 1928 ohne
Opuszahl veröffentlich wurden. Im Gegensatz zu späteren Werken sind diese
frühen Lieder noch strenger in die Tonalität eingebettet. Der Text stammt von
Theodor Storm.
Guiseppe Verdi (1813-1901)
Uraufführung 17. 2. 1859 in Rom. Oscar ist
der Page des Grafen Ricardo. Ricardo ist in Amelia die Frau seines besten und
treuen Freundes Rene verliebt ist. Rene erfährt, dass Amelia und Ricardo sich
heimlich getroffen haben und sinnt auf Rache. Er schliesst sich einer ohnehin
schon eingeleiteten Verschwörung gegen Ricardo an. Rene versucht vom Pagen
Oscar zu erfahren in welcher Verkleidung der Graf auf dem Maskenball erscheint,
Oscar möchte dies aber nicht verraten. Auf dem Ball singt Oscar an Rene
gerichtet die im Gegensatz zur düsteren Handlung heitere Canzone „Saper
vorreste“
Lasst
ab mit Fragen,
Ich
darf nicht sagen
Welch
feine Maske der Graf mag tragen.
Oscar
weiss es, aber sagt’s nicht.
Tralalalala
....
Glüht
auch mein Herz für Lieb und Scherz
Ist
doch zu Schweigen die Kraft mir eigen.
Des
Pagen Pflicht vergess ich nicht.
Tralalalala
....
Oscar
ahnt nichts von Renes Absicht und verrät ihm das Kostüm schliesslich doch noch.
Rene ersticht Ricardo. Im Sterben erzählt er, dass Amelia unschuldig
ist und dass sie beide vereinbart hatten auf ihre Liebe zu verzichten und dass
er bereits einen Auftrag verfasst hat Amelia und Rene in eine weit entfernte
Gegend zu schicken. Er bittet die ob des Mordes entsetzten Anwesenden um
Vergebung für Rene.
Joseph Bodin de Boismortier (1689-1755) hinterließ
eine Vielzahl an Werken in verschiedensten vokalen und instrumentalen
Kombinationen und Genres, deren Popularität ihm zu beträchtlichem finanziellem
Erfolg verhalfen. Der Großteil seiner Kompositionen richtete sich nicht in
erster Linie an professionelle Musiker, sondern kleine Gruppen von Amateuren
mit begrenzten Fähigkeiten. Dies zeigt sich in flexiblen Besetzungsangaben und der
oftmals technisch weniger schwierigen Gestaltung der Stücke.
Boismortier komponierte mit seinem Konzert für
Cello (oder Fagott oder Viola) op. 26 1729 das erste französische Instrumentalkonzert
für ein Soloinstrument, führte eine Reihe neuer Instrumentalkombinationen ein
(so z.B. drei bzw. fünf Flöten allein oder mit Bass) und trug mit seinen Werken
erheblich zur Popularisierung von Konzert und Sonate in Frankreich bei.
Die Sonate d-Moll für zwei Violoncelli stammt aus
dem Jahre 1726. Als eine Folge von Tanzsätzen in gleicher Tonart steht sie noch
ganz in der Tradition der Sonata da
camera. Von den ursprünglich vier Sätzen erklingen heute abend jedoch nur drei.
Die russischen Volkslieder haben eine lange
Tradition und sind unzertrennlich mit der Kultur und Geschichte von Russland
verbunden. Oft finden sich in ihnen melancholische Melodien neben romantischen
und sehnsuchtsvollen Naturbeschreibungen. Die Suche nach dem eigenen Ich spielt
ebenso eine Rolle wie die Suche nach der großen Liebe oder „der Geliebten“.
In dem Lied „Kon“ (zu deutsch: Ross/Pferd) ist das Pferd ein Symbol für die „Heimat Russland“ und die ausschweifenden Naturbeschreibungen erläutern das Leben in eben dieser Heimat. Wie in den meisten Volksliedern wird auch hier Russland verehrt und der Stolz ausgedrückt, in diesem Land zu leben: „Ich liebe Dich, Russland“.
Das Ross
Gehe
ich nachts mit dem Pferd aufs Feld.
Die
Nacht ist dunkel, leise gehen wir.
Ich
und das Pferd, wir gehen zu zweit über die Steppe.
Ich
setze mich auf das Pferd.
Führe
mich über das Feld!
Durch
die unendliche Weite der Steppe.
Lass
mich noch einmal schauen,
wo
entsteht in der Steppe das Morgenrot?
Ach,
die Farbe der Heidelbeeren, ja purpurrot ist die Blüte;
Entweder
gibt es einen solchen Ort, oder es gibt ihn nicht.
Mein
Polar, mein Teurer,
in
den fernen Dörfern funkeln die Lichter.
Goldener
Roggen, gelockte Leinen.
Ich
bin ich Dich verliebt, Russland, verliebt!
Ob
es ein gutes Jahr wird – ein Kornreiches?
Denn
vieles ist gewesen – was wird kommen?
Sing,
du goldener Roggen, Singt ihr gelockte Leinen
Ich
bin in Dich verliebt, Russland, verliebt!
-
ich gehe mit dem Pferd über das Feld, zu zweit.
Bastian Holzheimer
Heitor
Villa-Lobos (1887-1959)
Der brasilianische Komponist und Dirigent Villa-Lobos wurde 1887 in Rio
de Janeiro geboren. Dort gründete er das staatliche Konservatorium. Die Zahl
seiner Werke wird auf 800 bis 1000 geschätzt, darunter Opern, Ballette,
Sinfonien und 12 Etüden. In seiner Musik finden sich die unterschiedlichsten
Gattungen der Musik, von brasilianischer Folklore bis zum Bachschen
Kontrapunkt. Einer seiner Verdienste ist die Verwendung der Gitarre in seiner
Musik. Obwohl seine Gitarrenwerke nur einen kleinen Teil seiner Kompositionen
ausmachen, sind sie doch effektvolle, technisch brillante Stücke. Besonders die
zwölf Etüden sind für viele Gitarristen Prüfsteine im Erlernen des Instruments.
Villa-Lopes setzt auch besondere Effekt ein, wie Griffaufschübe durch die hohen
Lagen und Anschlag des gegriffenen Akkordes mit den leeren Saiten.
Die berühmte Gitarristin
Monika Post hat einmal über ihn gesagt: „Gerade der Brasilianer Villa-Lobos,
dessen Schaffen ganz im Zeichen nationaler Tradition steht, wird immer wieder
als Ohrenschmaus genossen. Wir Gitarristen könnten ganze Programme mit dieser
Musik füllen. Und viele tun es auch, ohne viel nach dem zu fragen, was
Villa-Lopes zwischen den Notenzeichen für uns und für die Hörer versteckt hat, ohne die Verpflichtung zu
empfinden, daß gerade solche romantisierende, brillante Literatur besonders gut
und ernsthaft widergegeben werden muß: durch ein durchdachtes, aber
ungekünsteltes Rubato, durch Emotion, die unserer Zeit gemäß ist und nicht
nostalgisch wirkt, durch ein ausgewogenes Verhältnis von Virtuosität und Melos!“
Richard
Rodney Bennett, geb. 1936 in Broadstairs, Kent, studierte an der Royal Academy
of Music in London bei Lennox Berkeley und Howard Ferguson und privat bei
Pierre Boulez in Paris. Er lebt in London als feischaffender Künstler.
Aus
seinem bereits veröffentlichten umfangreichen Werk sei hier nur eine Auswahl
seiner Kompositionen genannt: 3 Opern, 2 Sinfonien, 1 Klavierkonzert, 1
Hornkonzert, 1 Bläserquintett, 1 Streichquartett, 1 Bläsertrio, 1
Klaviersonate, 1 Flötensonate, 1 Violinsonate, Chorwerke und Lieder.
Sein
expressiv moderner Stil kommt bei den fünf "Impromptus" für Gitarre
besonders zur Wirkung. Sie sind dem Gitarristen Julian Bream gewidmet.
Henry Purcell (1659-1695)
Gabriel Fauré (1845-1924)
Jules Massenet (1842-1912)
Im Frühjahr 1995 ließ ich mich mehr durch Zufall durch
ein paar Zeilen aus Briefen des "Werther"-Romans zu Liedern
inspirieren, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten. Doch es brauchte
bis zum letzten Jahr, bis schließlich ein ganzer Liederzyklus daraus entstand,
der die Geschichte nur aus der Sicht von Werther erzählt. Dementsprechend fiel
meine Textauswahl nur auf solche Briefe, die mit Werthers Gefühlsleben, mit
seiner unglücklichen Liebe zu Lotte und mit seiner Wahrnehmung der Natur zu tun
haben.
Glücklicherweise fand ich dann mit Oliver Koch einen Sänger, der meiner Vorstellung
für den Werther vollkommen enstprach und der Lust hatte, mal ein paar
Ausschnitte daraus einzuproben. Es ist aber geplant, demnächst mal das ganze
Stück aufzuführen.